Top-Thema: Energie – Interview mit Energieberater Maximilian Heuschkel
Seit Juni 2019 arbeitet Maximilian Heuschkel (29) als selbstständiger Energieberater in Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe. Zum 1. Februar 2022 hat der gelernte Schornsteinfeger sein eigenes Büro in Bielefeld-Hillegossen eröffnet und steht seinen Kunden mit Rat und Tat zur Verfügung. Zu seinem Portfolio gehören u.a. Sanierungsfahrpläne, Energieausweise oder Gebäudesimulationen unter energetischen Aspekten.
Jorewitz Immobilien: Herr Heuschkel, Sie sind Energieberater und damit derzeit wahrscheinlich ein sehr gefragter Mann. Wie nehmen Sie die aktuelle Situation wahr?
Maximilian Heuschkel: Wir beobachten gerade eine rasant zunehmende Nachfrage, die wir so Anfang des Jahres nie vermutet hätten. Plötzlich setzt sich ein Großteil der Immobilieneigentümer mit der Fragestellung auseinander, wie die eigene Immobilie energieeffizienter gestaltet werden kann, um Kosten und Energie zu sparen.
Die Problematik ist jedoch, dass Fachkräfte als Energieberater in Deutschland fehlen. Deshalb kann ich nur empfehlen, dass jeder, der die Grundvoraussetzung zum Energieberater mitbringt, diese nutzen sollte, um sich dahingehend weiterzubilden. Denn: Die Jobaussichten sind sehr gut! Die Bereitschaft der Eigentümer, Geld in die eigene Immobilie zu investieren, ist riesig.
Jorewitz Immobilien: Wie wird man denn Energieberater? Gibt es dieses Berufsfeld schon lange?
Maximilian Heuschkel: Ja, Energieberater gibt es tatsächlich schon seit mehreren Jahrzehnten. Man muss aber wissen, dass es sich bei der Energieberatung nicht um einen typischen Ausbildungsberuf, sondern um eine Zusatzqualifikation handelt, die Handwerkermeistern, Ingenieuren, Architekten und Bauzeichnern vorbehalten ist. Der offizielle Jobtitel lautet „Energieberater für Wohngebäude und Nichtwohngebäude“. Viele meiner Kollegen arbeiten in einer Kombination aus dem gelernten Beruf im Zusammenspiel mit der Energieberatung. So habe ich es beispielsweise auch gemacht und mache es auch aktuell noch. Bis Ende Mai übe ich meine Tätigkeit als Schornsteinfeger weiter aus. Ab Juni konzentriere ich mich dann vollständig auf die Energieberatung.
Jorewitz Immobilien: Und was hat Sie besonders an dem Beruf gelockt?
Maximilian Heuschkel: Vor allem die unglaublich abwechslungsreichen Tätigkeiten. Jedes Haus ist anders, vom klassischen Einfamilienhaus bis zum 48-Parteien Haus durfte bzw. darf ich einige spannende Projekte begleiten. Egal ob Einzelmaßnahmen oder eine Kernsanierung. Es lassen sich immer energetische Aufwertungen durchführen, durch die meine Kunden auf der einen Seite Energiekosten sparen und auf der anderen Seite den Wohnkomfort steigern können.
Jorewitz Immobilien: Wie sieht denn ein typischer Tag als Energieberater aus?
Maximilian Heusckel: Das aktuell hohe Aufkommen an Anfragen führt dazu, dass ich meinen Tag meist mit den ersten Terminen beginne. Das sind Erstberatungen, Datenaufnahmen bei Kunden oder Baustellenbesuche. In meinem Büro warten dann Telefonate, Besprechungen und die Erstellung von Sanierungsfahrplänen und weiteren energetischen Konzepten auf mich. Hier habe ich mittlerweile – zum Glück – Unterstützung von einer Teilzeitkraft.
Jorewitz Immobilien: Und welche Dienstleistungen bieten Sie darüber hinaus an?
Maximilian Heuschkel: Wir haben ein sehr breit gefächertes Spektrum an Aufgaben, dazu zählen u.a. das Planen von KFW-Energieeffizienzhäusern und Einzelmaßnahmen wie Heizungs- oder Fensteraustausch, Heizlastberechnungen, Erstellung von individuellen Sanierungsfahrplanen, Lüftungskonzepten und Energieausweisen, Gebäudesimulationen für Heizungen und Photovoltaikanlagen und auch die Beratung zu Fördermitteln des Bundes oder der Städte und Kommunen.
Jorewitz Immobilien: Stichwort Fördermittel. Woher kommen die Fördermittel und welche gibt es?
Maximilian Heuschkel: Die aktuellen Förderungen, von denen auch viel in den Medien gesprochen wird, kommen vom Bund über die KfW-Bankengruppe (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und die BAFA (Bundesministerium für Wirtschaft und Ausfuhr). Darüber hinaus bieten auch Städte oder Kommunen Förderprogramme an.
Über die KfW gibt es Kredite für Einzelmaßnahmen und Förderangebote für Neubau- oder Sanierungsvorhaben zum Effizienzhaus. Die BAFA hingegen gewährt Zuschüsse für Einzelmaßnahmen in einem Bestandsobjekt. So werden Maßnahmen an der Gebäudehülle, also Dach, Fenster und Fassade, z.B. mit 20 Prozent bezuschusst. Bei einer Erneuerung der Anlagentechnik durch Einbau einer Wärmepumpe liegt die Förderung bei 35 Prozent und bei einer Gas-Hybrid-Anlage bei 30 Prozent. Tauscht man einen bestehenden Öl-Kessel gegen eine neue Anlage aus, kommen sogar 10 Prozent Förderung zusätzlich dazu.
Jorewitz Immobilien: Das klingt ja sehr attraktiv – fast zu schön um wahr zu sein. Wie lassen sich diese Förderungen denn beantragen?
Maximilian Heuschkel: Hier komme ich ins Spiel. Die Förderprogramme von KfW und BAFA können nur über einen Energieberater beantragt werden, der auf der Energieeffizienz-Expertenliste steht. Davon ausgenommen ist lediglich die Anlagentechnik. Hier kann der Kunde selbst bzw. sein Heizungsbauer die Antragstellung übernehmen.
Eigentümern, die nicht genau wissen, welche energetische Sanierung an ihrem Gebäude sinnvoll ist, empfehle ich immer den sog. „Individuellen Sanierungsfahrplan“. Dieser wird zu 80 Prozent von der BAFA gefördert und ermöglicht weitere 5 Prozent Zuschuss bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen. In diesem Sanierungsfahrplan werden Schritt für Schritt alle Sanierungsoptionen aufgeführt, die innerhalb von 15 Jahren erfüllt werden können, um die jeweilige Förderung zu erhalten. Ziel des Sanierungsfahrplan ist es, eine KfW-Effizienzhausstufe zu erreichen.
Jorewitz Immobilien: Und wo ist da der Haken?
Maximilian Heusckel: Man muss immer berücksichtigen, dass die Förderprogramme eng mit der Politik verzahnt bzw. davon abhängig sind. Wir hatten es erst im Februar, als das Bundeswirtschaftsministerium die KfW-Förderungen für energetisches Bauen und Sanieren abrupt und ohne Vorwarnung gestoppt hat. Das war eine absolute Katastrophe für viele, die diese Förderung schon fest in ihre Finanzierung miteingeplant hatten.
Deshalb mein Tipp: Gehen Sie auf Nummer sicher und planen Sie Ihren Hausbau oder Ihre Sanierung möglichst ohne Fördermittel oder setzen Sie diese nicht in voller Höhe an. Werden die Mittel dann in voller Höhe ausgezahlt, ist es ein schöner Bonus. Die Auszahlung der Zuschüsse über die BAFA dauert übrigens im Schnitt drei bis sechs Monate.
Jorewitz Immobilien: Wie lässt sich ein Gebäude denn energieeffizient gestalten? Was ist sozusagen die „Musterlösung“?
Maximilian Heuschkel: Auch hier muss jedes Haus nach Größe, Baujahr, Sanierungsstand etc. geprüft werden. Es gibt daher nicht „die eine Musterlösung“. Grundsätzlich geht es immer darum, die Wärmeverluste über die Gebäudehülle (Fenster, Fassade, Dach) zu minimieren und im Anschluss die Heizungsanlage auf den neuen Stand des Gebäudes auszulegen. So kann eine Überdimensionierung vermieden werden. Denn: Die beste Energie ist die, die gar nicht erst entsteht.
Jorewitz Immobilien: Und was ist, wenn das Geld für eine so umfangreiche, energetische Sanierung nicht vorhanden ist?
Maximilian Heuschkel: Natürlich haben nicht alle Menschen die finanziellen Mittel, um ihr Gebäude unter energetischen Aspekten auf den neusten Stand zu bringen. Auch wenn es sich hierbei um eine Investition in die Zukunft handelt. Das ist dann auch für uns Energieberater nicht ganz so einfach.
Ein effizientes Instrument, das kostenmäßig absolut überschaubar ist (ca. 500 Euro), ist jedoch der hydraulische Abgleich. Auf Basis einer Berechnung und anschließender Einstellung der Durchflussmenge der einzelnen Radiatoren, können bis zu 20 Prozent der Heizkosten eingespart werden, weil so eine konstante Wärmeabgabe gewährleistet wird. Eine weitere kostengünstige Maßnahme ist aber auch das Einstellen der Fenster durch einen Fensterbauer. Dies sorgt dafür, dass die Fenster wieder dichter schließen und keine Wärme verloren geht.
Jorewitz Immobilien: Welche praktischen und einfach umsetzbaren Tipps können Sie den Lesern noch mit auf den Weg geben, wenn es um das Thema Energieeffizienz geht?
Maximilian Heuschkel: Während der Heizperiode sollte man unbedingt auf eine konstante Raumtemperatur achten. Die neueren Heizungsanlagen steuern sich heute über einen Außenfühler sowie über die Tag-Nacht-Absenkung. So kühlt ein Gebäude niemals aus. Denn: Muss das Haus erst wieder von 13 Grad auf 21 Grad erwärmt werden, kostet das viel Energie und damit bares Geld.
Ein weiterer Tipp ist das richtige Lüften. Hier ist Stoßlüften das Zauberwort. Wenn Sie zwei bis drei Mal frische Luft am Tag reinlassen, kühlen z.B. die Wände oder die Fensterlaibung nicht aus. Sie haben aber trotzdem gute Luft in den Räumen und sparen dabei noch Heizkosten.
Jorewitz Immobilien: Zum Abschluss noch eine Frage aus aktuellem Anlass. Wir hören täglich in den Nachrichten, dass der Ukrainekrieg vor allem Öl und Gas knapp werden lässt. Gehen Sie davon aus, dass wir bald im Kalten sitzen müssen?
Maximilian Heuschkel: Nein, das glaube ich definitiv nicht. Alle Verbraucher müssen sich aber auf deutliche Preissteigerungen einstellen. Schon jetzt lassen sich Gas und Ölpreise feststellen, die mindestens doppelt, wenn nicht sogar dreifach so hoch sind. Das ist besorgniserregend und macht den Menschen Angst. Hier kann ich nur appellieren, die Heizungsanlage auf den aktuellen Stand zu bringen. Installiert man bspw. eine Luft-Wärme-Pumpe, die inkl. Sanierungsfahrplan sogar mit 40 Prozent gefördert wird, ist man komplett unabhängig von Gas- und Ölpreisen. Das ist in Situationen wie dieser natürlich vorteilhaft.
Jorewitz Immobilien: Vielen Dank für das sehr informative Interview, wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!
Sie haben Interesse an einer Energieberatung? Dann wenden Sie sich gerne an Maximilian Heuschkel unter:
Tel. 0521 29945536 | Mobil: 0170 5263348 | E-Mail: info@energieberatung-owl.com
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